Polizeiruf 110: Dünnes Eis



Nach ihrem ersten gemeinsamen Fall „Endstation“ werden die beiden Magdeburger Kriminalbeamten Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und der „Neue“ im Büro, Dirk Köhler (Matthias Matschke), erneut im Polizeiruf 110 gefordert. In ihrem zweiten Einsatz „Dünnes Eis“ müssen die ostdeutschen Hauptkommissare die 23-jährige Kim aus einer Geiselnahme befreien. Ihre Mutter, Anja Peelitz, kann zur Überraschung der Polizisten die geforderten 100.000 Euro Lösegeld sogar aus eigener Tasche aufbringen …

Der Polizeiruf 110 „Dünnes Eis“ wird am Sonntag, den 12. Februar 2017 um 20.15 Uhr im Ersten Programm gezeigt.

Inhalt der Tatort-Folge „Dünnes Eis“

Kim Peelitz, eine hübsche junge Frau mit langem blonden Haar, radelt zur Arbeit. Sie, mit 23 Jahren noch wohnhaft bei ihrer Mutter Anja, ist in der Magdeburger Innenstadt in einer Modeboutique als Verkäuferin beschäftigt. Als ein Auto dicht neben Kim durch eine Pfütze fährt, wird die Kleidung der Frau mit dem Straßenschmutz bespritzt. Kim flucht. Sie steigt vom Fahrrad und versucht den gröbsten Dreck abzuwischen. Da kommt ein weiterer Wagen angefahren und hält neben ihr. Die junge Verkäuferin blickt auf. Danach ist Kim Peelitz im Polizeiruf 110 spurlos verschwunden.

Die Altenpflegerin Anja Peelitz erhält von Kims Entführern einen Anruf auf dem Handy. Sie wendet sich sofort an die Kripo Magdeburg und trifft dort auf die zwei Kommissare Brasch und Köhler, die sich des Falls annehmen. Auch Kriminalrat Uwe Lemp ist in die Untersuchungen involviert. Während Anja außer sich ist vor Sorge und Angst, erreichen sie schließlich über Skype die Lösegeldforderungen der Geiselnehmer: Peelitz soll 100.000 Euro in eine Mülltonne an einer bestimmten Bushaltestelle in Magdeburg verstecken. Die Polizei soll unbedingt rausgehalten werden – sonst stirbt Kim. Die Geisel selbst übermittelt die Botschaften vor einer Videokamera. Offenbar in einem dunklen, kalten Raum gefangen gehalten, wirkt Kim Peelitz ausgelaugt und verzweifelt.

Doreen Brasch und Dirk Köhler können die Entführung im Polizeiruf „Dünnes Eis“ kaum nachvollziehen, verdient doch Anja Peelitz als alleinerziehende Altenpflegerin keine nennenswerte Summen. Der leibliche Vater von Kim, Mickey Peelitz, verunglückte bei einem Italienurlaub tödlich, als seine Tochter drei Jahre alt war, erzählt Anja dem ermittelnden Hauptkommissar Köhler. Der Beamte versucht besonders behutsam und sensibel bei der Befragung der besorgten Mutter vorzugehen.

In der Zwischenzeit düst Brasch auf ihrem Motorrad durch Magdeburg, und sucht den Tatort auf, an dem die Geisel entführt worden sein muss. Tatsächlich findet die Ermittlerin das besagte pinke Fahrrad von Kim sowie ihr Handy auf einem Wiesenstück. Die im Gerät gespeicherten SMS bringen die Kripo im Entführungsfall „Dünnes Eis“ auf einige wichtige Spuren. Es geraten sowohl Kims Stiefvater Jost Liebig, als auch ihr Ex-Freund Bastian unter Tatverdacht. Brasch erfährt, dass Liebig hinter dem Rücken seiner geschiedenen Frau Anja noch Kontakt zu Kim hatte – sie war seine Babysitterin. Allerdings hatte er auch eine Affäre mit Michelle Mendel, der jungen Arbeitskollegin seiner Stieftochter Kim. Köhler knöpft sich Mendel für eine Vernehmung vor.

Inmitten der Untersuchungen gesteht Anja Peelitz plötzlich, dass sie eine Summe von 100.000 Euro geerbt hat. Und schnell wird im Polizeiruf 110 „Dünnes Eis“ klar: jeder wusste davon. Peelitz machte keine Hehl aus ihrem Erbe, erzählte es Nachbarn und Friseuren. Damit erweitert sich der Täterkreis und die Motivation für eine Geiselnahme wird deutlich.

Die erpresste Peelitz besorgt das Geld aus dem Bankschließfach, packt es in eine Tüte und macht sich in Begleitung von Hauptkommissar Köhler im Bus auf den Weg in die Magdeburger City. Doreen Brasch verfolgt die Busfahrt auf ihrem Motorrad; über Funk sind alle Kollegen mit Uwe Lemp in der Zentrale vernetzt. Doch der Deal geht gründlich schief. Die Entführer werden auf Polizeibeamte aufmerksam, die sich zufällig in der Nähe der besagten Mülleimers aufhalten, in dem das Lösegeld deponiert werden soll. Als Folge der geplatzten Aktion wird Kim der kleine Finger abgetrennt und in einem Päckchen vor Anjas Haustür abgelegt. Eine deutliche Warnung, jetzt keine Fehler mehr zu machen.

Wäre da nicht ihre Krankheit, die Anja Peelitz den ermittelnden Kriminalbeamten bislang verschwiegen hat: Pseudologia Phantastica, das krankhafte Lügen.

 
Die Idee für den Magdeburger Polizeiruf 110 „Dünnes Eis“, vom MDR produziert, stammt von Stefan Rogall. Die Autoren Eoin Moore und Anika Wangard überarbeiteten das Skript Rogalls. Die Regie übernahm Jochen Alexander Freydank, der in der Vergangenheit bereits selbst Drehbücher für die Krimiserie Polizeiruf 110 schrieb und die Tatort-Folgen „Heimatfront“ und „Allmächtig“ inszenierte.

Die im Film dargestellte Krankheit Pseudologia Phantastica lässt Betroffene verstärkt lügen. Sie möchten durch die aufgebauten Lügenkonstrukte ihrem Drang zur Selbstdarstellung und ihrem Geltungsbedürfnis nachkommen. Die Konstrukte werden dabei stetig ausgebaut, bis der Patient selbst an deren Wahrheit glaubt. Heute gilt die Pseudologia Phantastica als Ausprägung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Der Schweizer Psychiater Anton Delbrück prägte den Krankheitsbegriff im Jahr 1891; bekannt ist das krankhafte Lügen im Volksmund auch unter der Bezeichnung des „Münchhausen-Syndroms“.

Die Dreharbeiten zum TV-Krimi wurden in der Zeit vom 12. April bis 11. Mai 2016 in Magdeburg und Umgebung abgeschlossen.

Die Redaktion von Tatort-fans meint …

Sabine (36 J. | Kinoliebhaberin)

Ein durchschnittlicher Polizeiruf 110 mit gutem Ensemble. Das ist einer jener Krimis, die man schnell wieder vergisst: Nachhaltigkeit gleich Null, temporäre Unterhaltung gleich 3 von 5 Sterne.

Gerald (37 J. | IT-Nerd)

Dieser Polizeiruf zeigt ein interessantes Hin und Her der Verdachtsmomente zwischen den verschiedenen Protagonisten. Er lädt ein zum Miträtseln, und zeigt uns ein bisschen von Magdeburg.

Polizeiruf-Besetzung

Hauptkommissarin Doreen Brasch – Claudia Michelsen
Hauptkommissar Dirk Köhler – Matthias Matschke
Kriminalrat Uwe Lemp – Felix Vörtler
Anja Peelitz – Christina Große
Kim Peelitz – Lucie Hollmann
Michael „Mickey“ Peelitz – Jörg Westphal
Jost Liebig – Eckhard Preuß
Birgit, Freundin von Liebig – Sonja Kerskes
Roman Breitkreiz, Nachbar der Peelitz‘ – Rüdiger Klink
Michelle Mendel, Arbeitskollegin von Kim – Anna Herrmann
Mitbewohner von Basti – Julius Nitschkoff
u.a.

Polizeiruf-Stab

Drehbuch – Eoin Moore und Anika Wangard, nach einer Vorlage von Stefan Rogall
Regie – Jochen Alexander Freydank
Kamera – Peter Nix
Schnitt – Bernd Schriever
Musik – Ingo Ludwig Frenzel

Bilder-Galerie zum Krimi aus Magdeburg


14 Meinungen zum Polizeiruf 110: Dünnes Eis

  • BG • am 12.2.17 um 21:16 Uhr

    Nach Saarbrücken und Weimar endlich mal wieder ein ordentlicher Krimi am Sonntag. Auch wenn es, oder vielleicht gerade, dieses Mal der Polizeiruf ist.

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  • Thorsten • am 12.2.17 um 21:48 Uhr

    Wenigstens mal keine durchgeknallten Ermittler. Die Geschichte allerdings etwas konfus und das Ende nicht gerade überraschend. Vom Niveau des Polizeiruf Rostock oder München ist Magdeburg allerdings noch ganz, ganz weit entfernt.

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  • WolfG • am 12.2.17 um 21:51 Uhr

    Im Vergleich zu den letzten Tatorten, zwischen Kasperltheater und Psycho-Komissaren, ein Highlight. Glücklicherweise wurde auch nicht die „Nachhaltigkeit“ (Böse deutsche Schwerkriminelle versus gute Kleinkriminelle mit Migrationshintergrund) strapaziert.
    Gut gespielter relativ realistischer Whodunit-Krimi ohne überraschende Wendungen. Trotzdem recht unterhaltsam. 3,5 Sterne großzügig aufgerundet aufgrund der Vorwochen mit mauen Tatorten.

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  • alter Fan • am 12.2.17 um 22:10 Uhr

    das beste , was ich je aus Magdeburg gesehen habe – bitte weiter so – zu meckern hab´ich eigentlich nichts . Die 4 Sterne sind natürlich “ nur 3,75 „

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  • Hanz W. • am 13.2.17 um 8:48 Uhr

    Annehmbar. Nicht allzu aufregend, eine recht konstruierte Geschichte, aber halt mal wieder auf den puren Krimi fokussiert. Konnte man sich mal anschauen. Schwacher Dreier, aber immerhin.

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  • Volker_aus_Bonn • am 13.2.17 um 10:20 Uhr

    Spannende Handlung mit mehreren überraschenden Wendungen. Christina Große spielte ihre Rolle sehr überzeugend. Hoffentlich sehen wir sie noch öfter im Fernsehen.

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  • Pit • am 13.2.17 um 16:59 Uhr

    Top und unterhaltsam , endlich mal ohne den Zuschauer zu belehren und zu erziehen und Gott sei Dank mal ohne diesen Flüchtlingsscheiss

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  • Monika • am 13.2.17 um 19:08 Uhr

    Ich war richtig dankbar für diesen unaufgeregten, aber durchaus unterhaltsamen und interessanten Polizeiruf. Natürlich war die Lösung absehbar, aber es war gut gespielt und nach all den anstrengenden Tatorten der letzten Wochen eine Wohltat. Keine privat involvierten Ermittler, keine Flüchtlinge, keine Cyberthemen, einfach nur eine Geschichte über menschliche Schwächen. Bin damit zufrieden und entspannt.

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  • Nomen est Omen • am 14.2.17 um 1:53 Uhr

    Eine sportlich joggende Kommissarin (wie Emma Peel), ein wuchtiger Kriminalrat (der fiese Freiwillige Feuerwehrmann aus „Mord mit Aussicht“) und die psychisch gestörte Altenpflegerin, die sich so glaubhaft krank meldet, aber mit ihrem fetten Erbe noch keinen eigenen Pflegedienst betreibt oder die Welt bereist – äußerst merkwürdig!

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  • roswitha Eckstein • am 14.2.17 um 22:09 Uhr

    Heute war in der Mitteldeutschen Zeitung eine vernichtete Kritik über den Polizeiruf „Dünnes Eis“ .Meine Familie fand den Krimi gut und sehr spannend, da kann sich mancher Tatort eine Scheibe abschneiden.

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  • Jörg Dorow • am 6.5.22 um 15:19 Uhr

    Der gestrige Polizeiruf wird dem Zuschauer nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Schuld daran ist die schauspielerisch starke Leistung von Christina Grosse, die eine Persönlichkeitsstörung realitätsnah verkörpert und uns zeigt, wie sie die gesamte Familie ins Unglück stürzen kann.
    Der traurige Ausgang der Entführung kam unerwartet und gibt dem Krimi eine beklemmende Note.
    Noch ein paar Worte zum Drehbuch sind nötig: Frau Brasch geht mit ihrem Kollegen ebenso wie mit der in die Enge getriebenen Mutter viel zu unsensibel um. Beide sind verstört. Das ist keine gute Ermittlungs-
    arbeit und zeugt von ihrer Teamunfähig-
    keit.

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  • Der Fremde • am 20.7.23 um 10:05 Uhr

    Hier teile ich die Ansicht von @Jörg Dorow: Mit ihren früheren Ermittlungspartnern (Drexler, Köhler) war Brasch wirklich ‚teamunfähig‘. Sh. u.a. diese PR-Folge!

    Jetzt – ohne Ermittlungspartner – finde ich sie ‚gewandelt‘ und um 100% sympathischer. Auch den Wegfall der Nebenstränge ‚Sohn‘ bzw. ‚Motorrad‘ empfinde ich als durchwegs positiv!

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  • slice me nice • am 19.5.24 um 13:27 Uhr

    Nee, geht leider gar nicht.
    Wenn schon mal eine enge Mutter-Tochter-Bindung thematisiert wird, MUSS ja etwas nicht stimmen.
    Botschaft: Eine Tochter hasst ihre Mutter üblicherweise und immer wegen eines Mannes. In diesem Fall der Papa, der weit weit weg ist und dessen Kosenamen die Tochter als Passwort verwendet. Das soll als dünnes Argument für eine Eigenentführung dienen, bei der sich die Tochter sogar einen Finger absäbeln lässt und ihre beste Freundin tötet. Na klaaar, so ticken Frauen eben – aus Männersicht…

    Ebenso muss eine kompetente Ermittlerin mit männlichen Verdächtigen irgendwie flirty sein und inkompetente wütende Kollegen-Männlein bauchpinseln, klaaar – das macht sie „sympathisch“.

    Schade um die Schauspielerinnen für diesen Mist.

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